Herzinfarkt-Risiko: So gefährlich ist psychischer Stress

Arbeitsstress ist gefährlich fürs Herz. Besonders auffallend ist, welche emotionalen Belastungen stressbedingte Herzinfarkte auslösen. Wie du deinen Lebenswandel ändern solltest.

Schmerzen in der Brust: Warnzeichen für Herzinfarkt (Bild: Pixabay)
Schmerzen in der Brust: Warnzeichen für Herzinfarkt (Bild: Pixabay)
In Kürze
  • Arbeitsstress erhöht Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Änderung des Lebenswandels kann vorbeugen

Laut DAK-Gesundheitsreport „Risiko Psyche“ (2022) leiden neun Prozent der Beschäftigten unter herzgefährdendem Arbeitsstress im Sinne einer Gratifikationskrise. Damit ist ein Ungleichgewicht zwischen Verausgabung und Belohnung am Arbeitsplatz gemeint.

Dieser Arbeitsstress betrifft Menschen, die viel Leistung bringen oder dies zumindest so sehen und gleichzeitig wenig Wertschätzung erfahren. Er ist vor allem unter Erwerbstätigen mit einem mittleren Berufsabschluss (10,5 Prozent) verbreitet. Diejenigen mit einem Uniabschluss sind nur halb so oft betroffen (5,1 Prozent).

Hochgerechnet auf die Erwerbsbevölkerung haben 8,6 Millionen Menschen ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko durch eine psychische Erkrankung oder arbeitsbedingten Stress.

Erwerbstätige mit Depressionen sind öfter in ärztlicher Behandlung wegen der koronaren Herzkrankheit (KHK), bei der sich die Herzkranzgefäße langsam verschließen und auch schon im mittleren Lebensalter ein akuter Herzinfarkt auftreten kann. 

So kann man vorbeugen

Um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, empfiehlt es sich meist, den persönlichen Lebenswandel zu ändern:

  • weniger rauchen
  • mehr Bewegung
  • gesündere Ernährung
  • mehr Entspannung
  • gesünderes Arbeiten. 

Psychischer Stress ist gefährlich fürs Herz

Enorme psychische Belastungssituationen steigern das Herzinfarktrisiko auch bei Menschen ohne Vorerkrankung an den Herzkranzgefäßen. Patienten mit bereits bestehender koronarer Herzerkrankung sind zusätzlich gefährdet. Das Spektrum solcher extremen Stresssituationen kann von einem Trauerfall in der Familie bis hin zum Mobbing am Arbeitsplatz gehen.

Besonders auffallend ist, dass der stressbedingte Herzinfarkt vor allem von emotionaler Belastung ausgelöst wird, die durch zwischenmenschliche Probleme entstanden ist. Darauf weist Prof. Dr. med. Christiane Waller hin, Sprecherin der Arbeitsgruppe Psychosoziale Kardiologie bei der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie: „Der übliche Alltagsstress wie eine verpasste Straßenbahn ist dabei lange nicht so relevant wie zwischenmenschlicher Stress, beispielsweise mit Arbeitskollegen, dem Partner oder der Familie.“

Nach Betrieblicher Gesundheitsförderung erkundigen

Teilweise machen Firmen ihren Mitarbeitern Angebote zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Allerdings wissen viele das gar nicht, oder ihre Firma ist nicht dabei: „Gerade bei denjenigen, die es besonders benötigen, ist das Angebot bisher eher überschaubar“, kommentiert Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. Seine Krankenkasse unterstütze deshalb Firmen beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement.

„Arbeitgeber müssen Stress und mögliche Belastungen mehr in den Fokus rücken und innerbetriebliche Abläufe schaffen, die die Gesundheit – vor allem auch die psychische – schützen“, so Storm.

Weil sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen langsam entwickeln, ist es zudem gut, sie frühzeitig zu erkennen. Dazu dient die medizinische Früherkennung. Die sogenannte Gesundheitsuntersuchung in der ärztlichen Praxis, auch Check-up genannt, ist ab 35 Jahren alle drei Jahre kostenlos. Mehr als einem Drittel der Erwerbstätigen in diesem Alter ist sie laut DAK-Studie unbekannt und nur knapp die Hälfte nutzt sie.

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So kommt es beim Stress zum Herzinfarkt

Emotional aufwühlende Ereignisse führen zu einer Alarmreaktion des Körpers: die Stresshormone und das sympathische Nervensystem werden aktiviert. Dies wirkt sich negativ auf das Herz-Kreislaufsystem aus, warnt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie.

Die Herzleistung steigt an, der Herzmuskel benötigt mehr Sauerstoff, der Herzschlag beschleunigt. Herzmuskel und Gefäße werden stark belastet, denn die Gefäße verengen sich als Reaktion auf die Stresssituation und es kommt zu kritischer Blutdrucksteigerung. Weiße Blutkörperchen werden aktiviert und es kommt zu einer vermehrten Verklebung von Blutplättchen.

„All diese Faktoren zusammen und viele andere zelluläre Phänomene erklären gut, warum es bei Stress leichter zu einem Herzinfarkt kommen kann“, meint Prof. Dr. med. Hugo Katus von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. „Das betrifft besonders häufig die Patienten, die schon eine bestehende koronare Herzkrankheit haben, aber es kann auch Menschen betreffen, die keine nennenswerte Erkrankung an den Herzgefäßen haben.“

Strategie zum Stressabbau muss individuell passen

Während sich die akute Behandlung stressbedingter Herzinfarkte nicht von der typischer Herzinfarkte unterscheidet, sollten die Maßnahmen zur Stressreduktion zum jeweiligen Patienten passen. Welche das sind, hängt von den individuellen Bedürfnissen des Einzelnen ab, so Prof. Christiane Waller von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie: „Die einen bauen Stress ab, indem sie sich körperlich betätigen. Diesen Patienten raten wir dann zu sportlichen Aktivitäten, während andere Patienten eher Ruhe benötigen. Besonders beliebt sind derzeit Tai Chi, Chi Gong oder achtsamkeitsbasierte Verfahren als Entspannungstechniken. Vielen hilft aber auch einfach das Lesen eines guten Buchs.“

Stressbedingter Herzinfarkt mit mehr Komplikationen verbunden

Auch weniger existenzieller Stress kann das Risiko für Herzinfarkt erhöhen. So konnten Kardiologen aus München zeigen, dass während der Fußball-Weltmeisterschaftsspiele der deutschen Mannschaft die Herzinfarktrate signifikant angestiegen ist.

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