Meditation ist eine der wichtigsten Entspannungstechniken. Meditative Übungen sind oft auch Teil anderer Techniken wie Yoga oder Progressive Muskelentspannung. Vielen aber fällt das Abschalten schwer, und damit das Meditieren. Bestimmt kennst du das auch: Gedanken wabern durch deinen Kopf, dabei wolltest du ihn doch frei bekommen. Das aber ist ganz normal. Wir zeigen dir, wie du damit umgehst und worauf es ankommt.
Emotionen sind normal
„Der Begriff Meditation ist sehr idealisiert“, meint Florian Palzinsky. Viele würden sich selbst unter Druck setzen, sagt der bekannte Yoga- und Meditationslehrer: „Ich darf jetzt nicht denken und ich darf keine negativen Emotionen haben, keine Angst, keine Wut.“ Emotionen seien aber ganz natürlich, betont Palzinsky im wegmitstress.de-Interview.
Der Österreicher Florian Palzinsky gibt Meditationskurse im deutschsprachigen Raum und kann dabei auch auf die Erfahrungen aus seiner zwölfjährigen Zeit als buddhistischer Mönch zurückblicken.
Gedanken ihren Raum geben
Florian Palzinsky rät dazu, den wabernden Gedanken ihren Raum zu geben und nicht nach absoluter Stille zu streben. Habe ein „Rendezvous mit dir selber“, so der Meditationstrainer: „Habe keine Vorstellung, was passieren soll, sondern setzt dich irgendwohin, schließe die Augen und lasse einfach das sein, was gerade ist: Das Angenehme, das Unangenehme, das Störende, das Willkommene. Und versuche gar nicht zu unterscheiden. Dadurch wird ein offener Raum geschaffen.“
Mit Atmung den Gemütszustand beeinflussen
Ein wichtiger Aspekt, ein „Werkzeug“ für die Meditation, ist die Atmung. „Atmung repräsentiert oder spiegelt den Gemütszustand sehr genau und auf sehr unbewusster Ebene“, erklärt Florian Palzinsky. „Deswegen ist es auch möglich, anhand der Atmung den Gemütszustand zu verändern.“ Wenn der Geist sehr unruhig ist, kann man mit einer bewussten, gezielten Atmung gegensteuern. Hier zeigen wir dir einfach umsetzbare, wirksame Atemübungen. Vertiefen kannst du das Thema auch in Florian Palzinskys Buchtipp Pranayama: Die heilsame Kraft des Atems*.
Welche Technik passt?
Die perfekte Meditationstechnik gibt es nicht – davon kann man ausgehen, wenn nicht einmal Meditationsexperte Florian Palzinsky sie kennt. „Jeder will eine Technik haben, mit der es möglich ist, alles Leid zu transzendieren und zum ewigen Glück zu kommen. Ich würde Sie auch gern haben. Ich habe sie noch nicht gefunden.“ Es ist auch möglich, dass eine Technik nur vorübergehend passt. Oder nur auf andere, nicht für einen selbst.
Tägliche Chance auf mehr Glück
Das absolute Glück zu finden – sprich: Erleuchtung – hält Meditationsexperte Palzinsky für Theorie und unrealistisch. Täglich aber haben wir die Chance, Unheilsames zu reduzieren und Heilsames zu kultivieren, betont Palzinsky im wegmitstress.de Interview.
„Wenn mich jemand unangenehm anspricht – Wie reagiere ich drauf?“, fragt Palzinsky. „Da habe ich schon ein Werkzeug in der Hand, das Leid zu erhöhen oder mein Glück zu erhöhen. Reagiere ich negativ, wird das Leid – mein eigenes und vielleicht das vom Anderen – größer.“ Besser ist es also, negative Emotionen von anderen gelassen zu nehmen.
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Mediales Fasten
Zwischendurch mal einen Tag keine Nachrichten hören – für Florian Palzinsky sinnvoll und wichtig. Er plädiert für „mediales Fasten“, dass wir „nur dort sind, wo wir wirklich sind, mit den Menschen in Kontakt sind, die uns wirklich gegenüberstehen“. Statt Nachrichten zu hören, die irgendwo auf der Welt stattfinden. „Dann haben wir auch mehr Resilienz und mehr Kraft und mehr Gelassenheit, mit schwierigen eigenen Themen umzugehen und auch mit Problemen, die es in der Welt gibt, die schon immer gegeben hat und die es immer geben wird.“
Mit Meditation im Hier und Jetzt
Meditationsexperte Florian Palzinsky ist überzeugt: „Du kannst alles ausblenden.“ In seiner Zeit als Mönch in Sri Lanka hat er Meditationskurse im Gefängnis gegeben. Schwierige Zustände und Häftlinge, die die Todesstrafe erwarteten. Und dennoch: „In dem Moment, wo du wirklich im Hier und Jetzt bist, löst sich Vergangenheit und Zukunft auf. Dann ist es völlig egal, ob du im Gefängnis sitzt oder in einer riesigen Villa. Oder ob du in der Karibik bist oder in irgendeiner verschmutzten Großstadt.“
Schmerz und Leid nicht ausblenden
Schwieriger ist es, das Glück, das wir angeblich bereits in uns tragen, freizusetzen. Vor allem, wenn gerade viel Schmerz und Leid in dir ist. „Nicht ausblenden, sondern auch mal Räume schaffen, wo das da sein darf“, empfiehlt Meditationslehrer Florian Palzinsky. „Und wenn das sehr extrem ist, ist es glaube ich auch ganz wichtig, mit Therapeuten zu arbeiten, die einen dabei unterstützen, dorthin zu schauen.“
Transformation ist aus Sicht des Experten dann möglich, wenn wir den Mut haben, diese Wahrheiten in uns anzuschauen. Und akzeptieren, dass sie in uns sind. „Und dann ist es natürlich eine Sache von Step by Step“, so Palzinsky. Es sei ganz natürlich, dass heilsame Prozesse auch länger brauchen.
Den inneren Frieden finden
„Der erste Friede, das ist der innere Friede, der Friede mit dir selber, mit den Themen“, betont Meditationscoach Florian Palzinsky. „Der zweite Friede ist der Friede unmittelbar um dich herum mit den Leuten, mit dem Ambiente, in dem du lebst.“ Der dritte Friede ist für ihn der globale Friede auf der Welt.
Am wichtigsten findet der Meditationsexperte den inneren Frieden. „Das ist der, den wir wirklich beeinflussen können. Daraus ergibt sich eine Chance, dass auch das Ambiente um dich herum friedlicher wird. Und erst dann, wenn viele kleinere Ambienten friedlich sind, ist es möglich, dass auch mehr Frieden in die Welt kommt.
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Zusammenfassung und wichtige Fragen
Wie meditiere ich richtig?
Setze dich nicht unter Druck, alles ausblenden zu wollen. Schließe die Augen und lasse die Gedanken strömen, wie sie kommen. Unterscheide nicht zwischen angenehm und unangenehm. So schaffst du einen offenen Raum.
Was muss man beim Meditieren beachten?
Mit Atemübungen kann man zur Ruhe kommen. Absolute Stille muss man aber nicht anstreben. Es ist normal, dass Gedanken kommen.
Wie atme ich beim Meditieren?
Du erreichst eine ruhige Atmung, indem du zu Beginn tief ein- und ausatmest. Richte dich auf beim Einatmen. Spüre die einströmende Energie und beim Ausatmen ein Entspannen und Loslassen. Dann atme normal weiter.
Wie werde ich entspannter?
Kultiviere Heilsames in deinem Leben. Reagiere auf negative Emotionen anderer, wenn sie dich ansprechen, gelassen. So wird das Leid nicht dein eigenes und das der anderen Person nicht größer.
Was ist mediales Fasten?
Konzentriere dich immer mal wieder bewusst auf die Menschen in deinem Umfeld und nicht auf Nachrichten irgendwo in der Welt. Beachte Nachrichten einen Tag nicht. Das kann dir helfen, mit schwierigen Themen umzugehen.
Was ist die perfekte Meditationstechnik?
Aus Sicht von Meditationsexperte Florian Palzinsky gibt es die perfekte Technik nicht. Mal passt eine Technik nur eine zeitlang, mal nur für andere Personen. Das müsse man spüren. Eine gewisse Bandbreite sei normal.
Ist Erleuchtung möglich?
Erleuchtung bedeutet in der Theorie einen Zustand von Leidfreiheit, in dem nichts mehr zu tun ist. Realistischer aber ist, täglich zu schauen, wo man sein Glück erhöhen, also Negatives gelassen nehmen kann.